Bericht vom Diskussionsabend am 23.11.2022: Auswirkungen eines Extrem-Hochwassers im Juli 2021 in Hagen (Westfalen) auf die Hydromorphologie und -biologie


Am 14./15. Juli 2021 kam es zu einem Extrem-Hochwasser an der Volme und ihren Nebengewässern sowie zwei Nebengewässern der Lenne im Stadtgebiet Hagen. Vorausgegangen waren anhaltende Starkregen mit lokal bis zu 250-285 mm Niederschlag in 21 h. Es kam zu katastrophalen Schäden und Zerstörungen an Ufermauern, Brücken, Straßen, Eisenbahnlinien, Versorgungsleitungen und -einrichtungen, Gewerbe- und Industriehallen sowie an Wohngebäuden. Daneben wurden durch das Extrem-Hochwasser neue Strukturelemente in und an Fließgewässern geschaffen. Da im Volme- und Lenne-Einzugsgebiet die Gewässer-Typen 5 und 9.1, „Grobmaterialreiche, silikatische Mittelgebirgsbäche“ bzw. „Silikatische, fein- bis grobmaterialreiche Mittelgebirgsflüsse“ vorherrschen, kam es hier zu umfangreichen, kilometerweiten Sedimentverlagerungen der vorherrschenden Kornfraktionen Kies, Schotter und Steine. Durchlässe und Brückenbauwerke wurden daher teilweise komplett mit Sohlsubstrat und Treibgut verklaust oder sogar zerstört. Es kam in gefällereichen Gewässerabschnitten zu massiver Sohlerosion bis auf das Grundgebirge. Es stellten sich vor allem an Nebengewässern nahezu Gebirgsbach ähnliche Initialzustände ein, mit von jedem Aufwuchs befreiten Substraten. Es wurden umfangreiche Tiefrinnen (> 1 m), Auskolkungen, Ufer- und Inselbänke, Schnellen und Rauschen, Steilufer, Sturzbäume, Umlaufbäume, Totholzansammlungen etc. geschaffen. Es kam zu Gewässeraufweitungen und Laufverlagerungen bzw. -verzweigungen sowie zu umfangreichen Aufschotterungen.
Die neu geschaffenen Gewässerstrukturen haben für eine (temporäre) ökologische Aufwertung der vormals oft stark veränderten Gewässer gesorgt, die teilweise im Zuge der Hochwasserfolgenbeseitigung leider wieder entfernt wurden.
Zur Einschätzung des Einflusses des Hochwassers auf die Gewässergüte wurden chemische und biologische Untersuchungen durch das LANUV NRW durchgeführt. Beim Makrozoobenthos ist kein Totalausfall der Lebensgemeinschaft zu verzeichnen, auch wenn die Individuendichte einiger Taxa geringer als üblich erscheint.
Nach bisheriger Einschätzung hat das Hochwasserereignis in der aquatischen Umwelt der betroffenen Region keinen dauerhaften Schaden hinterlassen. Eine befürchtete Ölpest blieb aus. Ebenso konnten erhebliche und akut gefährliche Schadstoffeinträge und -freisetzungen nicht festgestellt werden.